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Über die Oper schreiben, ein Versuch

Da ich mich zu Monatsbeginn entschieden habe, eine vollständige Durchmusterung* aller Verdi Opern durchzuführen, die bisher auch tatsächlich Fortschritte gemacht hat, so habe ich nachträglich beschlossen, dass es nur notwendig und angemessen ist, wenn ich zu jeder Oper hier im BLOG auch etwas schreibe. Ich möchte freilich gleich hinzufügen, dass ich das vor allem als eine Art Selbstvergegenwärtigung tun möchte, auch wenn ich es hier jeweils veröffentlichen werde.
Mein Hauptaugenmerk liegt dabei immer auf der Geschichte, die die jeweilige Oper erzählt. Ich bin schließlich selbst kein Musiker bzw. Komponist sondern ein Geschichtenerzähler. Und ich halte dafür, dass es immer um Geschichten geht. Es gibt nur unterschiedliche Medien, unterschiedliche darstellerische Formen, deren wir uns bedienen, um diese Geschichten zu erzählen. Die Form der Oper ist lediglich eine davon. Ich sage dies freilich gewissermaßen aus systematischen Gründen, denn wenn ich ganz ehrlich bin, dann muss ich als Opernfanatiker zugestehen, dass mich die Geschichten, die die Opern erzählen, nur am Rande interessieren; bestenfalls. Ich bin jemand, dem der Klang, also die Stimmen über alles gehen. Sie könnten von mir aus ihre Geschichte auch auf Shwahili erzählen bzw. singen. Es wäre mir egal, denn der Klang ist ausschlaggebend. Darin bin ich dann auch in gewisser Weise rassistisch. Warum? Nun, weil ich das Italienische bevorzuge und im Grunde überzeugt bin, dass sich andere Sprachen nur begrenzt für die Oper eignen. Große Probleme habe ich vor allem mit dem Französischen in der Oper, obwohl ich „Hoffmanns Erzählungen“ von Offenbach über alles liebe und keinesfalls auf Deutsch hören möchte. Schwierig wird es auch mit dem Deutschen, wenn es sich nicht um Mozart handelt. Und die englische Sprache klingt etwa bei Gilbert & Sullivan wie ein ständiger Knittelreim. Seltsam, dass das bei Henry Purcell gar nicht so ist. Eine englische Oper scheint also möglich, aber nicht wirklich erstrebenswert.

Nun, wie auch immer, ich werde also versuchen, in den nächsten Wochen eine Darstellung der Verdischen Opern zu erreichen, die inhaltlich orientiert ist. Schaun wir mal, ob dabei etwas herauskommt.
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* Als ‚Durchmusterung‘ bezeichne ich das Anhören der Verdischen Opern deshalb, weil dies die Bezeichnung ist, die Astronomen (nach dem Englischen Begriff Survey) für die systematische Durchsuchung des gesamten Himmels oder eines Teils davon nach bestimmten Objekten benutzen. Das Ergebnis einer solchen Durchmusterung ist ein Himmelskatalog. Angesichts des von Verdi geschaffenen Kosmos von 26 Opern erscheint mir dieser aus der Himmelskunde stammende Begriff deshalb höchst angemessen.

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Peter H. E. Gogolin: Erzähler, Roman-Autor, Stücke- und Drehbuchschreiber, Lyriker