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Blauer Himmel und Pressemappe

Montag, 07. Februar 2022, bei “Michelle” von Olga Konkova u.a., sehr klassisch

Man kann gar nicht vorsichtig genug sein. Gestern hat sich eine ehemalige Kärlek von mir in einem Gedicht wiedererkannt, woran man zumindest zu erkennen vermag, dass die Erinnerung lebendig bleibt (das ist ja sowohl das Schöne als auch das Schlimme daran, du Dummkopf!). Mein Gedicht lautete so:

GESPENSTER
In der Dunkelheit gegen fünf,
auf dem Weg zum Flur, Gespenster
hinter den Türen. Die Frau, mit
der du in Schweden getanzt hast.
Im Winter fotografiertest du
den vereisten Zaun, vor ihrem
Haus, während die schwarze Wand
des Waldes herandrängte.
Sie liebte Riverdance,
sogar in Malmö.
Aber sie sind unzuverlässig,
die Gespenster, niemand,
den du erwartest, sitzt
auf den Stühlen, wenn du das
Licht einschaltest.
Immer hockt da ein anderer,
mit dem Grünspan der Zeit
in den Augenwinkeln.
Manchmal überrascht dich gar
das Kind, das du warst,
obwohl es noch lebt.

Heute nun bin ich gespannt, wer da aufschreien wird, wenn er mein Interview liest, das gerade in der neuen Pressemappe des Verlages zu meinen römischen Notizen aus der Villa Massimo “Kein Jahr der Liebe” vom Verlag online gestellt worden ist.

Auch das sind natürlich alles Gespenster. Aber das verzeiht man mir hoffentlich, denn da ich inzwischen ein derart alter Kerl geworden bin, so gibt es da kaum noch etwas anderes, als eine Sammlung von Gespenstern, wenn ich zu kramen beginne. Im Grunde sollten sie dankbar sein, verdanken sie mir doch immerhin ihr Weiterleben; was sollten sie tun, hätte auch ich sie schon vergessen.

In der vergangenen Nacht tobte irgendwann zwischen drei und vier ein Gewitter ums Haus. Der Regen strich in solch heftigen Böen um mein Zimmer, das drei Außenwände hat, als sei er sein riesiges Tier, das sein Fell wütend an der Fassade rieb. Heute ist der Himmel blau und das nächtliche Tier ebenfalls eine Erinnerung geworden. Gibt es eigentlich etwas anderes als die Gespenster der Erinnerung?

So, und nun gehe ich wieder an meinen Demjanjuk-Essay, auch ein ganz besonderes Gespenst, das ich allerdings hoffe, mit der Fertigstellung des Essays und der dann noch in diesem Jahr folgenden Buchveröffentlichung meines Stückes “Eistage” austreiben zu können. Hoffen Sie mit mir …

… und bleiben Sie glücklich
wünscht Ihnen PHG

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Peter H. E. Gogolin: Erzähler, Roman-Autor, Stücke- und Drehbuchschreiber, Lyriker