Literatur

Doch eine gute Welt?

Freitag, 4. Februar 2022, bei “Changing Places” mit Songs von Michael Wollny, dem Tord Gustavsen Trio u.a.

Heute ist “Welt-Krebstag” – nun habe ich genug Krebs bei mir und anderen, Freunden, Verwandten, selbst erlebt, um allein schon bei Nennung des Wortes zurückzuschrecken. Aber heute kam mir stattdessen ein vielleicht seltsamer Gedanke: Wie wäre es, wenn man sich eine ganze Welt/ein Universum vorstellte, die/das KREBS hat?

Sobald ein System damit beginnt, Leben zu entwickeln, geschieht das auf zellulärer Basis. Und Zellen können bei der Teilung entgleisen, weil Ablesefehler der DNA entstehen etc. Bei den Lebensformen auf dem Planeten Erde geschieht das ja, doch bildet es die Ausnahme. Im Jahr 2018 erkrankten nach Angaben der WHO weltweit 18,1 Mio. Menschen neu an Krebs. 9,6 Mio. starben daran. Das sind also 27,7 Mio. insgesamt. Bis 2040 rechnet die WHO mit einer Verdoppelung, also sagen wir auf 55 Millionen.

Nun setze man das ins Verhältnis zur Bevölkerung der Erde. Die UNO rechnet mit 7,79 Milliarden im Jahre 2020, bis 2030 sollen es 8,5 Milliarden Menschen werden. Ein Prozent davon wären also 85 Mio. Wenn wir von 2020 ausgehen, dann bedeutet das, dass, grob gerechnet, gerade mal ein Drittel Prozent Krebs haben. Und das wird sich auch in den kommenden Jahren nur unwesentlich ändern. Mit anderen Worten, wir leben in einer ganz erstaunlich gut funktionierenden Biosphäre. Glaubte man an Gott, so müsste man sagen, der alte Knacker macht seine Arbeit eigentlich erstaunlich fehlerfrei. In menschlich initiierten und gesteuerten Produktionsprozessen ist die Fehlerquote sicher viel höher.

Und nun stelle man sich eine Welt vor, in der das anders herum wäre, in der das Entgleisen der biologischen Evolution nicht die Ausnahme sondern die Norm wäre! UND, da es in unserem bekanntlich unendlichen Universum diese Welt geben muss, da es dort jede denkbare Welt geben muss, so existiert sie, diese Welt, dieser Planet der Geschwülste, des ständig entgleisenden und sich unkontrolliert vervielfältigenden Wachstums. Wie wäre es also mit einem Roman, der in dieser Welt spielt?

Und selbst dann, wenn man so weit nicht gehen möchte, gleich einen ganzen Roman darüber zu schreiben – vielleicht, weil die Bewohner zwangsläufig wie eine Mischung aus Orks und Monsterquallen aussehen müssten -, so sei doch die Frage erlaubt, ob wir hier auf der Erde vielleicht doch – nicht in der besten aller -, aber in einer zumindest ziemlich gut geratenen Welt leben; wenigstens grob gerechnet.

Bleiben Sie glücklich
wünscht Ihnen PHG

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Peter H. E. Gogolin: Erzähler, Roman-Autor, Stücke- und Drehbuchschreiber, Lyriker