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Hoffentlich jetzt in den Endspurt

Berlin, Samstag, 11. Februar 2017, bei Max Regers 'Variationen und Fuge über ein Thema
von J.A. Hiller, op. 100', mit dem Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks unter
Sir Collin Davis, hernach dann die Ballettsuite op. 130

Franz Kafka, dieser geborene Skeptiker und Pessimist, meinte ja, dass geschriebene Küsse niemals ankommen, da sie auf dem Postwege von den Dämonen gefressen werden. Sie sehen, es hat auch seine Vorteile, dass heute kaum jemand mehr Postbriefe schreibt. Allerdings glaube ich, dass diese Dämonen längst in allen Winkel des Internets Wohnung genommen haben und sich die gierigen Hände und Füße an der Abwärme der Festplatten wärmen, während sie auf ausgehende Mails lauern, die es zu fressen lohnt.

Und sie finden ihre Nahrung! Ohne Gewissensbisse! So auch wieder geschehen bei der Verlags-Mail, die als Anhang meine zweite Fahne des Romans “Der Mann, der den Regen fotografierte” enthielt. Gestern erfuhr ich, dass sie bereits seit einer Woche bei mir sein sollte. Was sie aber natürlich ebenso wenig war wie die erste Fahne vor Monaten. So hatte ich mich wieder sinnlos gegrämt.

So geht es ab heute also in den zweiten Durchgang der Fahnenkorrektur des Regenromans. Dass das erneut zum Nachteil des Bruderromans ist, dessen überarbeitetes Manuskript ich mir, als das Warten sinnlos geworden zu sein schien, am 6. Februar wieder auf den Tisch geholt hatte, wissen wohl selbst die Dämonen sehr wohl.


So schaut das nun also ab heute wieder auf meinem Schreibtisch aus. Die üblichen Verdächtigen in der Reihenfolge ihres Gebrauchs: Auf dem Bildschirm die 2. Fahne digital, vor der Tastatur das Exemplar der 2. Fahne, das ich lese und handschriftlich, so es notwendig sein sollte, in roter Farbe korrigiere. Rechts die Kopie dieser 2. Fahne, in die ich etwaige Korrekturen ebenfalls übernehme, damit ich nach Abschluss der Arbeit und Versand an den Verlag zur Kontrolle ein eigenes korrigiertes Fahnenexemplar zurückbehalte. Es wird dann später, nach der endgültigen Veröffentlichung des Romans in den Keller wandern, ab in die Kisten zu den übrigen Arbeitsmaterialien. Ach ja, und links auf den beiden Notenständern findet sich meine Kopie der ehemaligen 1. Fahne, damit ich jetzt bei der Durchsicht der 2. kontrollieren kann, ob aus der 1. auch tatsächlich alle Korrekturen übernommen worden sind. Ich blättere die alte Fahne von rechts nach links um, vom ersten auf den zweiten Notenständer.

Ups, wenn das kein System hat! Und wie lange soll es dauern? Nun, ich nehme mir zwar immer vor, alles in rasendem Tempo zu erledigen, aber wie ich mich kenne, so sind, bei der notwendigen Konzentration auf jeden Buchstaben und jedes Satzzeichen, jedes Leerzeichen und jeden Akzent, vor allem bei den fremdsprachlichen Einschüben, mehr als 50 Seiten pro Tag nicht drin. Spätestens nach 50 Seiten neige ich dazu, auf meiner Schreibtischplatte einzuschlafen. Und da das Buch knapp 400 Seiten dick ist, so werde ich mit Sicherheit acht Tage benötigen. Ich kann nur hoffen, dass ich bis zum kommenden Freitag einigermaßen weit bin, denn da will ich am Abend zu einem Vortrag über Mozart. Bis dahin werde ich aber keinesfalls einen Schritt aus dem Haus tun können.

Und die Rücksendung der durchgesehenen Korrekturfahne werde ich natürlich keinesfalls der Post oder anderen unzuverlässigen Institutionen überlassen können. Ich werde selbst der Bote sein müssen, der sie nach Frankfurt trägt. Sie wissen, der Dämonen wegen.

Geben Sie Acht auf sich, die Welt ist voll davon
aber bleiben Sie glücklich, wünscht Ihnen

Ihr PHG

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Peter H. E. Gogolin: Erzähler, Roman-Autor, Stücke- und Drehbuchschreiber, Lyriker