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Arbeite, so lange du das Licht hast

Freitag, 1. Januar 2021, bei Mozarts “Don Giovanni

Wachte erst spät auf, so gegen 10 vor 9, vermutlich, weil ich im Traum noch mehrere Romane zu einem Ende bringen musste. Der heimtückische Regisseur meiner Träume hat mich allerdings schon wieder alles vergessen lassen. Aber in der Natur geht ja nichts verloren.

In der Nacht kamen noch Grüße von A.W. aus Irland, County Clare. Wir lernten uns in einem anderen Leben im Studio Hamburg bei einem Drehbuch-Seminar kennen und haben dann einige Jahre zusammen Drehbücher geschrieben. Eine seltene Seelenverwandtschaft herrschte zwischen uns, vielleicht, da wir am gleichen Tag Geburtstag haben. Später, als ich in Rom lebte, lud ich ihn mit einem unserer Filme in die Massimo ein, was zu einem Desaster wurde. Weiß nur noch, dass die fürchterliche Person, die dafür die Organisation gegen die Wand fuhr, den Namen “Maria” trug. Nicht gedacht soll ihrer werden.

Am Morgen schickte mir A.W. noch ein Foto mit dem Kommentar “… der Blick aus meinem Arbeitszimmer. Viertausend Km nach Westen sind die Neufundlandbänke.”  Ich dachte beim Anblick des Bildes, wir sind alte Männer geworden, die sich an den Rand der Welt zurückgezogen haben. Zwar bin ich nicht fern an den Atlantik ausgewandert wie er, dafür habe ich eine mannshohe Mauer zwischen mir und der umgebenden Welt, kommuniziere nur noch mittels Büchern und dem Internet, und inzwischen beginnt das zweite Jahr, indem ich das Haus nicht verlasse. Zwei Anfang Januar geborene Steinböcke – Einsiedlernaturen. Weiß nicht, ob er noch arbeitet. Vielleicht sollte ich ihm ein Buch schicken.

Ja, die Arbeit. Habe S.j.O. im Verlag heute bereits wieder mit dem Cover des Bruderromans belästigt. Heute will ich zudem die Texte für die vordere und hintere Klappe schreiben, damit das Buch seinem Abschluss näher kommt. Auf die neuen Fahnen warte ich ebenfalls. Die Einreichung für den Leipziger Buchpreis ist zwar formal erledigt, aber die Juroren dort müssen ja auch was zur Lektüre haben. Geduld. Habe den Text hier unter das Motto gestellt “Arbeite, so lange du das Licht hast.” In Selbstermahnungen bin ich nicht schlecht. Aber ich glaube, es war Marcel Proust, der sich das zuerst zugerufen hat.

In den nächsten Tagen will ich auch das Lektorat für L. abschließen und mich zudem an “Der Brief aus al Uqsur” machen. Der Stoff wächst sich freilich immer mehr aus und droht ein Roman zu werden. Allerdings habe ich mich inzwischen entschlossen, mich davon nicht irritieren zu lassen. Im ersten Schritt sollte die Erzählung entstehen, die 50 Seiten nicht überschreiten dürfte. Und wenn ich danach immer noch glaube, es müsse ein Roman daraus werden, dann halt in 2022. Dann müsste sich aber der Titel ändern.

Sven schreibt eben für das Neue Jahr, er wünsche “Glück, Gesundheit, Gesundheit, Weltfrieden, Leipziger Buchpreis, Auflagen im 5stelligen Bereich, Weltfrieden und Gesundheit. Liebe und Glück sowieso.” Den Buchpreis natürlich nur für mich.

Alles andere will ich gern an Sie weiterleiten
herzlich, Ihr PHG

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Peter H. E. Gogolin: Erzähler, Roman-Autor, Stücke- und Drehbuchschreiber, Lyriker