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Das Ertragen der Langsamkeit

Sonntag, 16. Januar 2022, bei “Moanin'” von Art Blakey & The Jazz Messengers, in der Rudy van Gelder Edition

Wollte natürlich, als ich mir im Dezember die Arbeit des kommenden Jahres vorstellte, längst viel weiter sein, also ist es im Grunde wie immer. Mit dem Unterschied allerdings, dass ich nicht dagegen ankämpfe und es wohl für das gesamte Jahre, wenn nicht für länger, so belassen will. Das Jahr hat also langsam begonnen. Und so soll es bleiben.

Das heißt auch, dass ich die nächsten drei Bücher erst mal nicht publizieren werde. Also, dieses Jahr erscheinen weder mein nächster Erzählband “Lebensweisen mancher Leute”, noch das Sterbebuch “Zehn Tage mit meiner Mutter” und schon gar nicht “Ein paar Dinge, die ich von mir, meinen Eltern und Auschwitz weiß”, das Familienbuch. Alle drei Manuskripte sind fertig, aber es drängt mich nichts, sie zu veröffentlichen. Von mir aus würde es auch reichen, wenn sie erst nach meinem Tode erschienen; vielleicht findet die Liebste dann einen Verlag.

Das ist übrigens eine Entscheidung, die ich ganz bewusst nach der Veröffentlichung meines Rom-Tagebuches getroffen habe, das Ende November angeblich zwar erschienen aber bis heute nicht lieferbar ist.

Es ist schlimm genug, dass ich jetzt so viele Bücher in dieser Art von Verlags-Haft habe, da müssen keine weiteren hinzukommen.

Dieser Entschluss fällt mir allerdings auch gerade jetzt besonders leicht, da ich mehrere Aufträge für neue Bücher habe, die von anderer Seite an mich herangetragen wurden, die alle von der Sache her sehr reizvoll für mich sind und, man höre/lese und staune, von allem Anfang an auch noch bezahlt werden; was aber nicht entscheidend für mich war, diese Aufträge anzunehmen.

Zuerst wäre da mein Theaterstück “EisTage” um John Demjanjuk, das es zwar schon seit Jahren gibt, doch das nur von meinem Theaterverlag gegenüber den Theatern vertreten wird, was auch so bleibt. Als einzelne Buchveröffentlichung existiert das Stück bisher nicht, was nun anders werden soll. Ich verfasse dafür als Ergänzung gegenwärtig einen Begleitessay, in dem ich die Hintergründe der Stückentstehung und vor allem die rechtlichen Zusammenhänge der Strafverfolgung Demjanjuks reflektiere.

Es geht, sobald ich damit durch bin, an einen Essay zu bildenden Kunst, für den ich zwar Zeit bis Juni/Juli habe, der aber in meinem Kopf schon vom ersten Tag Gestalt anzunehmen begann, als der Künstler KH Stufft mich anrief, um mir das Projekt vorzustellen.

(c) Karl-Heinz Stufft-Fischer

Ich bin mit seinem ‘Imaginary Museum’ schon länger bekannt und würde mir, wäre unser Haus nicht zu klein dafür, denn wer hat schon Meter um Meter freie Wände, sofort etwas von seinen Werken aufhängen.

Danach werde ich eine große Lyrik-Sammlung zusammenstellen. Die Texte sind natürliche alle schon vorhanden, doch fügt man eine größere Auswahl zu einem Band, so sind viele Dinge zu bedenken, sowohl thematische als auch zeitlich Ordnungsprinzipien wollen bedacht sein. Das kann ich zwar mitunter wohl auch nebenher machen, sodass es offen und spielerisch bleibt, doch Zeit verlangt es auch.

Und das vierte Projekt, das man mir angetragen hat, ist ein Buch über meine Erfahrung mit der ZEN-Meditation. Ich nenne es mit Arbeitstitel bisher mal “Den Buddha töten”. Dass ich solch ein Buch jemals schreiben würde, habe ich niemals gedacht. Aber jetzt, da ich es zugesagt habe, merke ich, dass der Brunnen dafür über alle Maßen voll ist.

Vipassana

Während des Sitzens am Morgen
immer wieder Gedanken an ein Gedicht
Gedanken über Gedanken über …

„Warum bist du unglücklich?
Weil alles, was du denkst
und was du tust,
für dein Ich ist – und es gibt keines.“

Der Atem strömt ein und aus.
Vor dem Fenster die weiße Wand
des Novembernebels.
Das rötliche Geäst der Erlen, tropfnass.

Zäh hält sich der Schmerz im rechten Knie.
Ich erkenne ihn an und lasse ihn sein, was er ist.
Die Bäume am Bach sind
für einen Moment lang Bäume am Bach.

Dann wieder Gedanken, Gedanken
Zeilen für ein Gedicht.
Und es gibt keins.

Aber okay, das sind vier Projekte, von denen vermutlich nur die ersten drei noch in diesem Jahr zu machen sein werden. Das Meditationsbuch wird vermutlich schon weit ins Jahr 2023 reichen.

Bleiben Sie glücklich
wünscht Ihr PHG

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Peter H. E. Gogolin: Erzähler, Roman-Autor, Stücke- und Drehbuchschreiber, Lyriker