Allgemein

Der Namenlosen + wider die Verächter des Körpers

Vita brevis est                                                      für Karl-Heinz

Wenn das Bewusstsein einmal
mehr als die 16 Bit enthält, die uns
die Informationstechnologie für unser
Kurzzeitgedächtnis zugesteht, was
wissen wir dann? Sind wir dann
erleuchtet? Oder bleiben wir nicht alle
Inseln im Strom der Wahrnehmung?

Und des Vergessens, eingerahmt
von einem kleinen Vorher und
Nachher, das nur dann einen Sinn macht,
wenn wir selbst diesen Sinn behaupten?
Aber wir wollen ja, dass Wahrheit sei
und finden uns mit dem unbewiesenen
Glauben und mit der Lüge leicht ab.

Einmal, vor mehr als vierzig Jahren
saß ich auf einer grünen Bank
die an einem Waldsaum in einem
deutschen Mittelgebirge stand
und küsste die Brüste eines jungen
Mädchens, das darüber ebenso

erschrocken und entzückt war, wie ich.
Wenn ich mich zu erinnern versuche
so kommt es mir vor, als habe ich ihren
Namen nie gekannt. Aber das, was ich
durch sie über unsere Körper verstanden
habe, lässt mich heute noch unruhig werden.
Wieviel Bit braucht es für diese Gedächtnisspur?

 

Kommentare deaktiviert für Der Namenlosen + wider die Verächter des Körpers

Peter H. E. Gogolin: Erzähler, Roman-Autor, Stücke- und Drehbuchschreiber, Lyriker