Literatur

‘Kamilla L.s’ verwirrte Schmähungen & Liebesgrüße nach einem halben Jahrhundert

Sonntag, 14. Februar 2021, bei “Memoirs” von Carla Bley, Charlie Haden und Paul Motian

Auch über Tag noch um die vier bis sechs Grad minus. Die Vögel kommen durstig an den Gartenteich und suchen nach jeder kleinen eisfreien Stelle. Aber sogar die Tonschale der Vogeltränke ist wegen des Eises geplatzt. Bin trotzdem, als nachmittags die Sonne schien, hinter dem Haus meine täglichen vier Runden am Arm meiner Frau gegangen und habe hernach mit der Liebsten noch etwas in den Liegestühlen gesessen; eine Art von Davos-Erlebnis.

Gestern fand ich zufällig, als ich aus anderen Gründen auf eine der Amazon-Seiten meiner Bücher ging, einen beleidigenden persönlichen Kommentar, der dort wohl schon seit Anfang Dezember steht. Von Amazon dazu auch noch als Spitzenbewertung aus Deutschland bezeichnet. Wenn das kein Hohn ist.

Da tut also eine Person, die sich Kamilla L. nennt, so, als sei sie mit mir persönlich bekannt und wisse deshalb angeblich etwas, wodurch “alles anders aussieht”. Was sie angeblich weiß, das sagt sie nicht. Was da anders aussieht, das sagt sie auch nicht” Vermutlich weiß sie es selbst nicht. Dann kommt der ominöse Satz, es sei nicht alles, ein Buch zu schreiben. Da gebe ich dieser Kamilla L. absolut Recht. Man kann auch zwei Bücher schreiben oder zehn. Man kann auch fünfzig und mehr Veröffentlichungen vorweisen, wie ich es inzwischen getan habe. Und ich habe nie behauptet, das sei alles. Man braucht auch gar keine zu schreiben und stattdessen Metzger werden oder anonymer Amazon-Kommentator, der sich in Beleidigungen ergeht. Aber das ist dann zumindest weitaus armseliger, als es auch nur ein einziges geschriebenes Buch jemals sein könnte.

Dann wird der Satz immer ominöser und verwechselt sogar die aktive mit der passiven Form. “… ein Schriftsteller hat nicht (das überflüssige Füllwort ‘direkt’ lassen wir mal weg) die Freikarte für Beleidigungen”. Da gebe ich Kamilla L. wieder Recht. Niemand hat eine Freikarte für “Beleidigungen”. Aber um welche Beleidigungen geht es überhaupt? Habe ich jemanden beleidigt? Wo? Wie? Wann? Bitte machen Sie sich doch die kleine Mühe und geben Sie den Lesern Ihres Kommentars ein Beispiel. Das fehlt leider alles. Hingegen sieht und liest man sehr genau die Beleidigungen, die Sie hier gegen MICH aussprechen. Wenn ich mal Ihren mangelhaften sprachlichen Stil übernehmen soll, dann könnte ich schreiben: “… eine anonyme Rezensentin (verzeihen Sie das hochtrabende Wort ‘Rezensentin’, denn das, was Sie da hingeschmiert haben, ist keine Rezension) hat nicht die Freikarte für Beleidigungen und mehr.” Aber das ist ja gerade das Schreckliche an unserer gegenwärtigen Gesellschaft. Jeder Schmutzfink kann nach Belieben überall öffentlich etwas hinschmieren, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Während jeder Schriftsteller mit seinem Namen, seiner Person und seinem Werk deutlich erkennbar in der Öffentlichkeit steht und sein Schreiben zu verantworten hat. Was er auch tut.

Sie können uns aber auch gern erklären, Kamilla L., was bei Ihnen nach den Beleidigungen kommt. Sie schreiben ja wörtlich “und mehr”. Also bitte, da Sie bisher die einzige Person sind, die nachweislich jemanden beleidigt hat, nämlich mich, würde ich gern wissen, was Sie unter “mehr” verstehen. Was habe ich zu erwarten? Was haben Sie da noch vorgesehen? Wollen Sie mir den Schädel einschlagen? Oder habe ich das am Ende doch nicht “verdient”. Das wäre nett. Aber das ist Ihnen mit ihrem falschen Deutsch gar nicht aufgefallen, nicht wahr? Was? Nun, dass es Ihnen passiert ist, am Ende doch noch die Wahrheit zu sagen. Da steht nämlich “… ein Schriftsteller hat nicht …. Beleidigungen und mehr verdient.” Ihr Unterbewusstsein, liebe Kamilla L., hat gewusst, dass Sie Unrecht tun und die Wahrheit in Ihren verdrehten Satz geschmuggelt.

Das mal so weit zu Ihrem feigen, beleidigenden Schrieb, wer auch immer Sie sein mögen, Kamilla L. Wünschen Sie sich bitte inständig, dass ich Ihre Identität nicht eines Tages aufdecke. Außer meiner Verachtung, die Sie gern schon jetzt haben können, werde ich Sie dann nämlich auch noch in Grund und Boden lachen.

Ach ja, Ihr letzter Satz: “Ich wünsche mir mehr Niveau im wahren Leben seitens H. Gogolins.” Das soll wohl für den Leser klingen, als seien Sie ganz dicht an mir dran und beobachteten täglich mein niveauloses Verhalten. Solche Sätze sagen Großmütter über ihre angeblich zu frechen Enkel. Oder Ehefrauen, die sich darüber ärgern, dass sie aus Dummheit den falschen Mann geheiratet haben. Verbirgt sich hinter Kamilla L. meine Ex-Frau, die ich vor 32 Jahren verlassen habe? Ach nein, das glaube ich nicht, das war ein anderes Kaliber, als Sie, Kamilla L. Es wäre unter ihrem Niveau. Nur Ihr Niveau, Kamilla L. ist bodenlos.

Aber ich sage Ihnen was. Von meinem “wahren Leben” wissen Sie nicht mal das Schwarze unterm Fingernagel. Und von meinem “Niveau” schon gar nichts. Soll ich Ihnen eine Kleinigkeit – wirklich nur eine Kleinigkeit – aus meinem wahren Leben verraten, das Sie zu kennen vorgeben? Hören Sie gut zu: Der Mensch, den Sie hier so frech beschimpfen, ist ein 71 Jahre alter Mann, der seit 40 Diabetiker ist, seit über 30 Jahren jeden Tag mit einer Insulinpumpe leben muss, seit 20 Jahren eine lebensgefährliche Krebserkrankung überlebt hat, Nierenkarzinom, wobei er die linke Niere verlor und seither vorsichtig mit einer einzigen Niere lebt, seit 20 Jahren zu 100% schwerbehindert ist und inzwischen nach einem Schlaganfall seit Jahren halbseitig gelähmt ist und ebenfalls seit Jahren das Haus nicht mehr verlassen hat. 2018 war ich zuletzt vor meiner Haustür. Ich schreibe Ihnen das hier mit den verbliebenen vier Fingern meiner linken Hand, der einzigen Hand, die mir geblieben ist. Mit der einzigen Hand, mit der ich auch meine Bücher schreibe. Wenn Sie auch nur das Geringste über den Menschen wüssten, den Sie zu kennen vorgeben und dessen “Niveau” Sie sich zu beurteilen erdreisten, dann wüssten Sie das. SCHÄMEN SIE SICH !

Ach, vergessen wir Kamilla L. Nicht gedacht soll ihrer werden.

Wie der Zufall – dieser unzuverlässige Schelm – es will, heute, am Valentinstag, bekam ich höchst überraschend noch eine ganz andere Nachricht. Meine früheste Liebe, tatsächlich meine erste große Liebe, schrieb mir:

Ein halbes Jahrhundert später solch einen Gruß zu bekommen, das hat mich tief erschüttert. Es könnte also sein, dass ich doch etwas richtig gemacht habe.

Das wünsche ich auch Ihnen
und dass Sie glücklich bleiben
Ihr PHG

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Peter H. E. Gogolin: Erzähler, Roman-Autor, Stücke- und Drehbuchschreiber, Lyriker